Christoffels Biographie
Christoph Mächler, 31.7.1968, Vater von drei Kindern, Absolvent der Jazzschule St Gallen (Kontrabass) und des Konservatotiums Zürich (Schulmusik) hat schon über 1000 Konzerte gegeben und gegen 100 CDs aufgenommen. Er ist in allen Stilrichtungen heimisch. Er spielt folgende Instrumente: Kontrabass, Elektrobass, Tuba, Klavier, Gitarre, Schlagzeug, Latin Percussion, Tabla, Blockflöten, Dreilochflöten, Trompete, Euphonium, Drehleier, Mittelalterfiedel, Cello, Gesang.
Als ich um das Jahr 2000 am Konsi studierte, fragte ich meinen Kontrabasslehrer so nebenbei, was man mit der konservatorischen Ausbildung denn nun so anfangen könne. Die Antwort war ernüchternd: Unterrichten. Auf eine Orchesterstelle gebe es im Schnitt 200 Bewerbungen. Da wären beispielsweise auf die Ausschreibung des Tonhalleorchesters für eine Kontrabassstelle hin rund 200 Bewerbungen eingegangen, viele kämen von Japan, würden Flug und Hotel selber bezahlen, nur um in Zürich vorspielen zu können. Zudem sei ich dafür mit 32 schon zu alt, da müsse man mindestens ein Praktikum vorweisen können. Und wenn ich mich nun spezialisiere auf historische Musik? Alles bereits abgegrast, meinte er, zudem würde ich dazu besser an der Scola Cantorum in Basel studiern, dort gehe es mit der Renaissance los. Ja, und das Mittelalter. Das sei zu wenig dokumentiert, weshalb es kaum Ausbildungsmöglichkeiten gebe. (Auch das hat sich mittlerweile, 2024, geändert)
Also Minnesang, entschloss ich mich. Eine glückiche Entscheidung, denn ich war damals der Einzige in der Deutschschweiz, der das auf professionellem Niveau anbot. Nach etwa vier Jahren nahm das Projekt allmählich Fahrt auf und bald einmal spielte ich 35 mal pro Jahr. Wei es so ist, dass von fünf professionellen Bandgründungen vielleicht eine mehr als zehn Engagements pro Jahr hat, darf man das eine Erfolgsgeschichte nennen.
EDa brauchte es eine CD. Es sollten Schweizer Minnesänger sein, wenn möglich aus der nähe. Ich komme aus der March im Kanton Schwyz. Weil ich Hilfe gut gebrauchen konnte, rief ich frech einfach der Uni Zürich an, Historische fakultät. Meine Idee war es, dass vielleicht ein Studi seinen Bachelor- oder Masterarbeit über Schweizer Minnesänger macht und ich ihm den Soundtrack dazu liefern könnte. Im Gegenzug würde ich auf seine Recherchen zurückgreifen können, dachte ich.
Ich staunte nicht schlecht, als Professor Roger Sablonier mich zurückrief und sagte, das möchte er selber machen. Er lud mich zu sich nach Zug ein zum Abendessen. Es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen uns, die durch seinen frühen Tod noch vor der Fertigstellung der CD jäh beendet wurde. So kam ich zu äusserst nützlichen Kontakten. Auch machte er mich mit dem Zürcher Archäologen Dr. Jürg Schneider bekannt, der seine Doktorarbeit zuzm Thema „Die Grafen von Homberg“ gemacht hatte. Weil sich meine freche Art bewährt hatte, rief ich dann auch noch Prof. Max Schiendorfer an, aus dessen Buch „Die Schweizer Minnesänger“ ich die Texte entnommen hatte und kam so zu seiner Habilschrift, in welcher er die Biographien der Minnesänger nachgezeichnet hatte.
Zu dritt diskutierten Sablonier, Schneider un ich bei einigen Flaschen Amarone einen unterhaltsamen und lehrreichen Abend lang. Bald zeigte sich, dass ich meine CD zum Thema „Rapperswiler Minnesänger“ machen würde. Um so interessanter war das Thema, als der Minnesänger und Graf von Rapperswil Wernher von Homberg während der Gründungszeit der Eidgenossenschaft Vogt in den Waldstätten war. Zu dem Thema möchte ich Roger Sabloniers Buch „Gründungszeit ohne Eidgenossen“ wärmstens weiterempfehlen.
2010 veröffentlichte ich dann im Zytglogge-Verlag die CD „Minnesang“. Vertont hatte ich die Rapperswiler mit meinem Ensemble, dem Christoffelkonsort.
Es mag im Jahr 2012 gewesen sein, als ich auf einem Mittelalterfest beim Fraumünster in Zürich die Leute vom Schwertkampfverein Freywild kennenlernte. Sie stellten mit ihrer Gewandung die Zeit nach den Burgunderkriegen dar, etwa 1480. Ich trat dem Verein bei und lernte mit einem Langschwert fechten. Zudem entwarf ich eine neue Figur, Christoffel den Reisläufer. Ich hatte schon wieder Glück.
Im Verien waren auch zwei Germanisten, die mir die einschlägigen Quellen zu den Reisläuferliedern nennen konnten. Mit meinem Ensemble Christoffeltrio nahm ich 2014 die CD Mir edelen Pûren auf. Seit dem sind nun 10 Jahre vergangen. Es ist Zeit für etwas Neues geworden. Meine neue Figur heisst „Christoffel der Heimkehrer„, der seit Marignano 1515 vom Krieg die Nase voll hat. Heute hört kaum noch jemand CDs. Zudem ist die Produktion recht teuer. Deshalb habe ich mich entschlossen, meine dritte Produktion auf meiner Homepage und in Youtube zu veröffentlichen. Es handelt sich um das Hörspiel „Dye Kryeger ze Garben gebunden„. Der Soundtrack dazu hat auch die Länge einer CD. Siehe auch Audios und Videos.
Immer wieder sehe ich an Mittelalterfestivals junge Recken mit Schwert, lauter Krieger und Helden. Wieso redet niemand über den Schrecken des Krieges? Man könnte den Eindruck bekommen, der Krieg im Mittelalter hätte Spass gemacht. Gerade in unserer Zeit (2024) sollte man sich vor Augen führen, was Krieg eigentlich heisst. Deshalb fand ich, dass die neue Christoffelfigur Lieder gegen den Krieg spielen soll. Für die neue Figur habe ich nur Eigenkompositionen genommen, mit Ausnahme Zwinglis Pestliedes. Auf authentische mittelalterliche Anikriegslieder bin ich bisher noch nicht gestossen.